Anamnese
Ein 6 Monate alter Junge wird dem Kinderarzt vorgestellt, da er eine Neurodermitis hat und die Familie ihm gerne Erdnussbutter geben möchte, um eine Erdnussallergie vorzubeugen. Die Eltern hatten gelesen, das dies sinnvoll sei, da sie selbst sehr häufig Erdnussprodukte knabbern. Sie sehen einen Säugling mit mittelschwerer atopischer Dermatitis. Er wird noch teilgestillt und erhält bereits die ersten Gemüsebreie, sowie einen Getreidebrei, den die Mutter mit Wasser anrührt. Hühnerei, Kuhmilch- und Erdnussprodukte wurden dem Kind noch nie gefüttert.
Diagnostik
Da vor präventiver Einführung von Erdnussprodukten bei einem Säugling mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis eine Erdnussallergie ausgeschlossen werden soll, wird Blut abgenommen und ein Suchtest auf 6 häufige Nahrungsmittelallergene veranlasst. Dieser fällt positiv aus und die Ausdifferenzierung zeigt eine Sensibilisierung gegen Kuhmilch (1,3 kU/l) und Hühnerei (2,4 kU/l), nicht aber gegen Erdnuss, Weizen, Soja oder Fisch.
Differentialdiagnostische Überlegungen und Planung der weiteren Diagnostik
Es liegt eine Sensibilisierung gegen Kuhmilch und Hühnerei vor. Da diese Nahrungsmittel noch nie gegessen wurden, wurde zur Abklärung der klinischen Relevanz eine stationäre orale Nahrungsmittelprovokation mit Kuhmilch und Hühnerei empfohlen. Bis dahin wurde eine Eliminationsdiät durchgeführt.
Provokationstestung
Die orale Nahrungsmittelprovokation mit Kuhmilch und Hühnerei erfolgte titriert in halblogarithmischen Schritten alle 30 Minuten an verschiedenen Tagen. Die orale Provokation mit pasteurisiertem frischem Hühnerei führte zu keiner allergischen Reaktion. Die Gesamtmenge von einem Ei wurde auch in der erneuten Gabe an einem anderen Tag gut vertragen. Bei der Provokation mit Kuhmilch kam es 20 Minuten nach der 3. Gabe, die 1 ml Kuhmilch betrug, zu einer generalisierten Urtikaria, gefolgt von repetitivem Husten und Giemen. Es erfolgte eine Therapie mit Adrenalin i.m., Salbutamol inhalativ, einem Antihistaminikum und einem Steroid.
Diagnose und Empfehlung
Es konnte die Diagnose einer klinisch relevanten Kuhmilchallergie gestellt werden. Da es zu einer anaphylaktischen Reaktion gekommen ist, wurde ein Notfallset inklusive eines Adrenalin Autoinjektors verordnet. Der Umgang mit dem Autoinjektor wurde mit der Familie geübt, ein Trainings Pen mitgegeben und eine Anaphylaxie-Schulung nach AGATE empfohlen. Bei sehr guter Prognose der Kuhmilchallergie wurde der Familie eine Reprovokation in ungefähr einem Jahr empfohlen. Bis dahin muss Kuhmilcheiweiß in der Ernährung des Jungen ausgeschlossen werden. Da der Junge trotz Sensibilisierung gegen Hühnerei klinisch tolerant war, wurde die regelmäßige Gabe von Hühnerei, mehrmals pro Woche empfohlen. Da es keinen Hinweis auf das Vorliegen einer Erdnussallergie gab konnten altersgerechte Erdnussprodukte ebenfalls in die Ernährung eingeführt werden.

Fallbeispiel eines 6 Monate alten Jungen, der eine Kuhmilchallergie hat und Hühnerei toleriert. Nach einer anaphylaktischen Reaktion erhielt er ein Notfallset. Erdnüsse können in die Ernährung eingeführt werden.
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